17. Tag = Granada
Hallo liebe Freunde der gepflegten Kreuzfahrt! Es meldet sich Euer Peter heute von der Insel Grenada. Das Wetter ist herrlich und wir haben Großes vor: es geht auf eine Tour über die Insel Grenada zu einem tollen Wasserfall und anschließendem Besuch einer Kakaofabrik ganz im traditionellen Stil des Landes. Eine Tour vierter Klasse, die uns Nerven, Zeit und die gute Laune kostet. Oh, der Peter hat wieder etwas zu meckern? Ja, ich weiß: Wir sind 1. im Urlaub und 2. in der Karibik und wir sind 3. nur Gäste, aber irgendeinen Anspruch möchte ich an so einen Tagesausflug doch auch haben dürfen, denn sonst kann man mich auch auf einem Eselkarren auf der Mole 6 Stunden im Kreis herum fahren, oder?
Zunächst legt sich die AIDAmar mit 1.096 Kabinen neben die mit 1.837 Kabinen deutlich größere Britania. Das bedeutet, dass 2.194 und 3.647 = 5.841 Menschen mehr auf der Insel, die laut Wikipedia aktuell ca. 124.000 Einwohner hat.
Nach einem schönen Frühstück stellen wir uns in die richtige Gruppe und werden zu den Bussen gelotst. Es sind keine 50er Busse, sondern wir zu allermeist in der Karibik nur 20er Busse von Hundai, die offensichtlich für kleinwüchsige Japaner aber nicht für Deutsche Riesen gebaut wurden. Wir nahmen auf den schon recht zerlederten Stoffsitzen Platz und los ging die wilde Fahrt. Bedauerlicherweise konnte unser junger AIDA-Guide nur rudimentärstes Schulenglisch mit tausend Übersetzungsfehlern, aber er war mutig genug, es zumindest zu versuchen. Unser Fahrer Viktor sprach sehr gutes Schulenglisch und gab sich offensichtlich alle mühe klar und deutlich und in einfacher Sprache zu sprechen und etwas über die Insel zu erklären, aber auch er merkte schnell, das unser Guide verbal völlig überfordert war und so wurde nur wenig gesprochen und erklärt.
Leider war unser junger Guide „zum ersten Mal in der Karibik“ und hatte offensichtlich auf den vielen Seetagen auf dem Atlantik keine Zeit, sich auf seine eigentliche Aufgaben vorzubereiten. Ich finde das traurig und ich würde mich schämen eine solche „Leistung“ abzuliefern, aber wichtiger scheint es offensichtlich, dass man das weiße AIUDA-Shirt an hat und die langen Haare gut sitzen. Es ist die neue Generation „Ist doch egal“ = Mehr schein statt sein.
WAS ist in Gottes Namen daran soooo schwer, sich etwas über Grenada einzulesen? Schließlich hat man eine 6-Stündige Tour vor sich. WAS will ich den Leuten sagen? Darüber hat sich zumindest unser AIDA-Guide keinerlei Gedanken gemacht. Was ist denn dann der Sinn- und Zweck eines AIDA-Guides? Und wofür haben wir 79,-€ pro Person bezahlt? Nur um im Bus durchgerüttelt und durchgeschüttelt zu werden? Oder für den undefinierbaren aber kostenlosen „Drink“ am Wasserfall?
Und: ich würde JEDEM AIDA-Guide = Fremdenführer empfehlen JEDEN TAG mit z.B. der Babbel-App sein rudimentäres Schulenglisch auf ein erträgliches Niveau zu verbessern. Nineteenhundredfortyseven heisst eben NICHT 1947. Und wenn man im Jahr 2024 50 jähriges Jubiläum der Republik Grenada feiert kann ja die Gründung auch nicht in 1947 gewesen sein, oder?
So versuchte Viktor unser Fahrer zumindest einige Informationen los zu werden, eben das Grenada eine Republik ist und darauf sehr sehr stolz. Und es auf Grenada im Jahr 1981 eine Revolution und das die neuen sozialistischen Machthaber unter Maurice Bishop, einem klassischen 68er Sozialisten die Insel „übernommen“ hatten und nach ersten Umstrukturierungen begannen mit finanzieller Hilfe Kubas (die das Geld aus der Sowjetunion bekommen hatten) einen sehr großen Flugplatz „für touristische Zwecke“ (aber eben auch für Langstreckenbomber) zu bauen, gefiel dem Amerikanern überhaut nicht und deshalb erfolgte am 25. Oktober 1983 eine militärische Intervention, die 4 Tage dauerte und als Ergebnis wieder west-demokratische Verhältnisse einführte. Bedauerlicherweise wurde Mr. Bishop im Zuge der Kriegswirren von seinen eigenen Leuten standrechtlich erschossen. Darüber war unser AIDA-Guide auch erstaunt und versuchte das Gehörte einigermaßen phantasievoll ins Deutsche zu übersetzen. Aber wenn ich etwas gar nicht kann, dann sollte ich es lassen! Weil man Mr. Bishop eigentlich nur Gutes nachsagen konnte und der Putsch unblutig erfolgte und er bis heute eigentlich sehr populär bei den Einwohnern ist, trägt heute der Flughafen seinen Namen.
Weiter ging die wilde Fahrt über Stock und Stein und alles im Linksverkehr! Es wird gewunken. Es wird gehupt. Es geht irgendwie. Und das ist es wieder das karibische „Don´t worry about a thing… everything gonna be allright“.. Gefühlt war alle 1.000 Meter ein mächtiger „Bumper“ auf die Straße asphaltiert. Und dann ging es herauf auf die Vulkanberge und die Straßen werden kleiner uns geruseliger. Nach gut 90 Minuten Schüttelei kommen wir am ersten Stop den Wasserfällen an, was sich als kleiner Bach entpuppte, der in ein kleines Becken rann. Warum tut man Touristen das an?
Wir durften zwei karibische Springer fotografieren und filmen und US$ in deren Box tun. Keine Sensation. Aber man meint Touris alles verkaufen zu können. Außer den obligatorischen Rumpusch, den gab es für alle kostenlos und Montezumas Rache dazu. Danke nein.
Weiter ging die Fahrt weitere 90 Minuten Schüttelei zur Kakaofabrik. Von den 10 Mitarbeitern der Kakaofabrik hatte Niemand Zeit uns herumzuführen, so tat das unser Fahrer Viktor, denn unser AIDA-Guide kannte Kakao auch nur aus dem Supermarkt.
Die Kakobohnen werden in rollbaren Schütteln in die Sonne gefahren und bei Regen unter das Dach geschoben. „If they get wet they will seed.“ Wurde übersetzt mit „Wenn die Bohnen nass werden, werden die schlecht“. So geht das nicht! 6! Setzen!
Die jungen Ladies im obligatorischen Verkaufsraum hatte so etwas von kein Bock auf alle die Tourie´s (die deren Arbeitsplatz“ bezahlen…) was mich wieder sehr an unser Deutsche Generation X erinnerte. Es scheint sich um einen weltweiten Jugend-Virus „Karabinensis“ zu handeln: „Don’t worry about a thing
‚Cause every little thing is gonna be alright!“ Sorry: DAS stimmt leider NICHT!
Dann ging es wieder 90 Minuten mit Umleitung auf wirklich nur einspuriger Strasse zum Schiff zurück. Welche Erleichterung im ganzen Bus, als die AIDAmar endlich in der Ferne sichtbar wurde.
An Bord zurück haben wir erst einmal geduscht und dann jeder zwei kühle „Schöfferhofer Weizenbier Alkoholfrei“ gezischt und ausgeruht. Ein sinnloser Trip. Wir hätten einfach baden gehen sollen. Nächstes Mal.
Macht es besser als wir: Liebe Grüße Euer Peter.